Unterwegs im Zug, auf dem Notebook läuft ein interessanter Film, hübsch anzusehen und dank Kopfhörern auch klanglich passabel. Aber die Bildgröße mag dann doch nicht so recht mit der des Heimkinos konkurrieren. Dazu kommen die neugierigen Mitfahrer, die den Notebookbildschirm viel spannender finden als ihre eigenen Beschäftigungen. Endlich ein wenig ausklinken, das wäre jetzt perfekt. Den Film im eigenen Kino, alleine und ohne störende Umwelt, genießen – die Fahrt im schaukelnden Zug ist ja lang genug. Geht nicht? Gibts nicht!
Videobrillen bringen das Heimkino auch in Bus, Bahn oder Flugzeug. Aus den klobigen VR-Helmen der 1990er Jahren entstanden sind Videobrillen zumeist schlanke und ansehnliche Multimediageräte für den mobilen Film- und Spielgenuss. Geräte wie die Cinemizer OLED des deutschen Herstellers Carl Zeiss verfügen dabei über zwei kleine OLED-Displays, die über ein Linsensystem jeweils ein Auge mit Filminformationen versorgen. So lässt sich bei der Cinemizer ein 40 Zoll großer Fernseher aus einem Betrachtungsabstand von zwei Metern simulieren – zumindest laut Hersteller, doch dazu später mehr. Zwei räumlich voneinander getrennte Displays haben aber zwei weitere große Vorteile: Es lässt sich ein perfekter 3D-Eindruck erzeugen, da bei dieser Technik keine Shutterbrille die Helligkeit des Displays schluckt und kein Polfilter die Auflösung reduziert. Jedes Auge bekommt das räumlich ein wenig zum anderen Auge versetzte Bild, das es im Idealfall auch in der Wirklichkeit sehen würde. Der zweite Vorteil wird von einem Optik-Spezialisten wie Carl Zeiss selbstverständlich gerne aufgegriffen: Die Bildschärfe lässt sich für jedes Auge auf die individuelle Dioptrin-Zahl einstellen.
40 Zoll aus zwei Metern Entfernung, das klingt nach Spaß im Abteil. Aufgrund der relativ kleinen Displays in der Cinemizer OLED und des so entstehenden schlechten Betrachtungswinkel wirkt das gesehene Bild zwar einigermaßen groß, dafür hat der Betrachter allerdings auch das Gefühl durch einen dunklen Tunnel auf einen etwas zu kleinen Fernseher zu schauen. 32 Zoll mit einem vier Meter großen dunklen Tunnel wäre sicherlich die ehrlichere Einschätzung, zumindest angesichts unserer anhand eines Musters gemachten Erfahrungen mit der Cinemizer OLED. Nicht wirklich negativ fiel hingegen die vergleichsweise geringe Auflösung der einzelnen Displays auf – die OLED-Technik sorgte dennoch für ein sehr angenehmes und vergleichsweise scharfes Bild.
Mit einer Videobrille lassen sich aber nicht nur Videos betrachten wie der Name nahelegt. Auch Spiele funktionieren mit einer solchen Brille. Dank einer Anschlussbox funktioniert die Cinemizer OLED beispielsweise sowohl an Android- als auch an iOS-Endgeräten. Angry Birds ganz in Ruhe und in groß spielen? Kein Problem. Dank HDMI-Anschluss lässt sich die Brille aber auch mit einem Notebook verbinden und so als mobile Gamingstation zweckentfremden. Auf der letztjährigen CeBIT in Hannover präsentierte Zeiss die Brille bereits mit einer Demo der Cryengine 2 des deutschen Herstellers Crytek – eine hübsche Landschaftsgrafik lud zum Erkunden ein. Damit sich der Nutzer in dieser Landschaft auch umschauen konnte, kam ein hinter den Ohrbügel zu klemmender Headtracker zum Einsatz.
Und eben dieser Headtracker ist nun endlich auch im Einzelhandel verfügbar, beziehungsweise soll er es ab März diesen Jahres sein. Während die Cinemizer OLED zu einem Preis von 649 Euro angeboten wird, steht für den Headtracker noch kein offizieller Preis fest. Im vergangenen Jahr kamen uns allerdings Gerüchte zu Ohren, dass der Headtracker für etwa 99 Euro angeboten werden soll.
Mit einem Headtracker erfasst die Videobrille die Bewegungen des Kopfes und setzt sie im der laufenden Software um. In 3D-Umgebungen ist es so also möglich, sich frei mit dem Kopf umzusehen während sich der Nutzer durch die Grafik mittels eines Controllers bewegen kann. Auf der diesjährigen CeBIT will Carl Zeiss den Headtracker und die Cinemizer OLED erneut präsentieren. In diesem Jahr soll das Gerät allerdings mit einem Flugsimulator vorgeführt werden, in dem sich der Nutzer wie ein echter Pilot frei im Cockpit umschauen kann.
Wer als normaler Messebesucher auf der CeBIT (vom 05. bis 09. März in Hannover) ist, wird von der Cinemizer allerdings nicht viel sehen. Zeiss entschied sich für einen Stand im nur für Fachhandel und Presse zugänglichen Bereich “Planet Reseller” in der Halle 15.