Zwar beherrschen viele aktuelle Fernsehgeräte und fast alle hochwertigeren Blu-ray-Player die Wiedergabe von Film- und Tonmaterial über das Netzwerk, in vielen Fällen kranken diese Lösungen aber an wenig durchdachten Bedienkonzepten und zu langsamen Prozessoren im Fernsehgerät. So bringt die Navigation durch Mediensammlungen nur wenig Spaß, wenn jedes Weiterschalten mehrere Sekunden in Anspruch nimmt. Auch die Bedienung mittels Fernbedienung ist positiv ausgedrückt verbesserungswürdig. Sinnvoll sind daher Medienplayer wie der Asus O!Play oder – bekannter – die kleine Western Digital Live sowie Apple TV.
Ein wenig eingeschränkt sind Medienplayer trotzdem – die vom Smartphone und Tablet geschätzte Erweiterbarkeit per App bieten nur wenige Player. Alternativ wäre es möglich, das Smartphone oder eben das Tablet direkt an den Fernseher zu hängen. HDMI bieten einige Geräte bereits, ein Kabel von Mini-HDMI auf HDMI ist schnell aufgetrieben. Nur wie bedient sich das Smartphone dann, wenn es in Kabelreichweite zum Fernseher liegt? Auch keine sonderlich elegante Lösung offenbar.
Abhilfe versprechen kleine Sticks mit ARM-Prozessor und Android als Betriebssystem. Als Asien-Import kosten HDMI-Sticks wie der CX-01 weniger als 50 US-Dollar inklusive Versand. Im Gegenzug bietet ein solcher Stick eine augenscheinlich sehr umfangreiche Feature-Palette dank voller App-Unterstützung für mehrere tausend Android-Programme. Der von Pandawill vertriebene CX-01 beispielsweise unterstützt Google Play-Store, was das Herunterladen von Filmen, Spielen und Anwendungen stark erleichtert. Spätestens seit Google auch Filme im Store anbietet, eignet sich der Stick daher auch als Apple-TV-Konkurrenz.
HDMI-Stick mit Android 4.0
Doch um was handelt es sich beim CX-01 eigentlich? Der kleine Stick ist nicht viel größer als ein pummeliger USB-Speicherstick und ein wenig kleiner als ein Feuerzeug. Wo beim USB-Stick der USB-Anschluss sitzt, findet sich beim CX-01 allerdings ein HDMI-Ausgang. Mittels dieses Ports kann der Stick direkt im HDMI-Eingang des Fernsehers untergebracht werden und nimmt so keinen zusätzlichen Platz weg.
Praktisch: Installieren muss der Anwender nichts mehr, der Stick ist mit Android 4.0 ausgestattet und verfügt bereits über eine kleine App-Auswahl auf dem wahlweise 4 oder 8 Gigabyte großem internen Speicher. WLAN ist bereits integriert (802.11 b/g/n) und lässt sich schnell mit dem Heimnetzwerk verbinden. Zur Steuerung bieten sich spezielle Medienplayer-Fernbedienungen an – die Rii R900 Air Mouse beispielsweise. Diese verbindet sich mit dem integrierten 2,4-GHz-WLAN des CX-01. Alternativ funktionieren auch alle Keyboard/Maus-Sets mit USB-Dongle. Der eine USB-Port des Sticks lässt sich zur Not per USB-Hub problemlos erweitern. Apropos USB: Ein Micro-USB-Anschlusskabel sorgt für den nötigen Betriebsstrom. Verfügt der Fernseher über einen USB-Anschluss, reicht unter Umständen bereits dieser. Zumindest, wenn dort mindestens 500 mA fließen, ansonsten sollte ein externes USB-Netzteil wie es vielen Smartphones beiliegt angeschlossen werden.
Derart ausgestattet lassen sich auch USB-Datenträger wie externe Festplatten, USB-Sticks oder Speicherkarten (mit USB-Kartenleser) anschließen. Filme, Fotos und Musik lassen sich so bequem auf dem Fernseher betrachten – die Installation eines Medienplayers wie dem MX-Player vorausgesetzt.
Tablet-Innenleben – auf Sparflamme
Im CX-01 ist ein ARM-Prozessor aus der energiesparenden Baureihe A5 verbaut. Dessen einer Rechenkern arbeitet mit 1000 Megahertz, der Arbeitsspeicher ist 512 Megabyte groß. Für die grafische Ausgabe sorgt ein ebenfalls im Prozessor verbauter Grafikchip. Der Mali400 ist dabei ausreichend schnell für viele Android-Spiele und beschleunigt zudem auch Videos in 1080p60. So spielt der Stick problemlos MKV, AVI, MPEG und MOV Videos ab, auch in FullHD. Ist das WLAN schnell genug, können die Filme auch auf einer im Netzwerk angeschlossenen Festplatte, einem NAS, liegen.
So praktisch die Theorie auch klingt, in der Realität stellt sich schnell Ernüchterung ein. So wird es dem Stick schnell zu warm – was sich in reduzierter Leistung und vor allem drastisch einbrechender WLAN-Geschwindigkeit äußert. Zwar gibt es Bastellösungen um die WLAN-Platine etwas von der Prozessorplatine zu trennen, eine befriedigende Lösung ist das nachträgliche herumbasteln allerdings nicht. Das nach kurzer Zeit zu langsame WLAN sorgt zudem für Verdruss beim Streamen von Filmen – sei es aus dem Heimnetzwerk oder aus dem Internet. Von USB abgespielte Filme hingegen laufen auch nach längerer Betriebsdauer des CX-01 flüssig.
Flüssige 1080p-Videos, manchmal
Bei der Videowiedergabe bekommt der A5-Prozessor noch Hilfe von der Grafikeinheit. Viele Apps und auch das Betriebssystem selbst hingegen benötigen mehr Rechenleistung. So fühlt sich die Bedienung des CX-01 nie wirklich flüssig an, das Starten von Apps dauert mitunter sehr lange. Einige Anwendungen vermelden zudem nach einiger Zeit einen Absturz, da der Programmcode offenbar nicht davon ausgeht, dass der Prozessor noch am arbeiten ist – mit so niedriger Performance haben einige Programmierer offenbar nicht gerechnet.
Videos können in 1080p flüssig laufen – wenn die passende App mit den korrekten Einstellungen für exakt dieses Videoformat installiert ist – nicht sehr praxistauglich. So spielt Player A eine Filmdatei nur ruckelnd ab, während Player B diese dank GPU-Beschleunigung butterweich darstellt – aber im Gegenzug an einer anderen Filmdatei scheitert.
Gerade für Einsteiger ist das Android-Betriebssystem „on a Stick“ eher schlecht geeignet. Für jede Tätigkeit wird eine passende App benötigt, viele Anwendungen im Store sind zudem einfach nur schlecht programmiert oder nerven den Nutzer mit einer unübersichtlichen Bedienung. Android-Profis können mit dem CX-01 sicherlich mehr anfangen, müssen aber dennoch mit viel Frickelarbeit beim Konfigurieren rechnen.
Fazit
So verlockend der geringe Preis und die verblüffenden Abmessungen des CX-01 auch sein mögen – vor allem Android-Einsteigern lässt sich keine Kaufempfehlung aussprechen. Der Nutzer muss – Android-typisch – zu viel selbst Hand anlegen, zudem stört die mangelhafte Performance des Winzlings immer wieder. Der Oberfläche ist anzumerken, dass sie für die Touchbedienung ausgelegt ist, per Maus und Tastatur bedient sich Android eher schlecht als recht. Mit einer Touch-Fernbedienung kommt allerdings ein wenig Tablet-Feeling mit TV-Bildschirmdiagonalen auf. Eine richtige Mediencenter-App fehlt allerdings noch im Angebot. Einen richtigen Medienplayer ersetzt der Android Stick daher noch lange nicht. Zudem ist der interne Speicher nur per USB erweiterbar – ein USB-Verteiler ist für den Betrieb auf jeden Fall Pflicht, sorgt aber für eine weniger ansprechende Optik des Players. Videos aus dem WLAN lassen sich zwar streamen, allerdings sollte aufgrund der recht niedrigen WLAN-Übertragungsgeschwindigkeit von HD-Videos abgesehen werden. Geringer aufgelöste Videos bis hin zur DVD-Qualität lassen sich aber auch via WLAN flüssig betrachten.
Wer trotz der Nachteile neugierig geworden ist: Der Stick lässt sich beim asiatischen Onlineshop Pandawill recht preiswert ordern (Preise schwanken recht häufig).