Der französische Hersteller Archos scheint sich die Realisierung skurriler Android-Konzepte auf die Fahnen geschrieben zu haben. Anders lassen sich Produkte wie das GamePad – ein Tablet mit Gaming-Kontrollen an der Seite – und die nun vorgestellte TV-Box Archos TV Connect nicht erklären. Archos nutzt hier die umfangreichen Möglichkeiten von Android, um eine umfangreich ausgestattete Medienplayer-Erweiterung für den Fernseher zu produzieren, die sich mit einer etwas unhandlich aussehenden Fernbedienung steuern lassen soll.
Während andere Android-Sticks wie der von uns bereits vorgestellte CX-01 direkt in den HDMI-Port des Fernsehers gesteckt werden, findet das Archos TV Connect seinen Platz über dem Fernseher und wird auf den Rahmen des TV-Gerätes gehängt. Das hat einen einfachen und sehr praktischen Grund: Archos verbaut eine Kamera und ein Mikrofon, um so auch Videokonferenzen und VoIP-Gespräch
Im Inneren der Box befindet sich ein ARM-Doppelkern mit 1,5 Gigahertz Taktfrequenz, 1 Gigabyte RAM und 8 Gigabyte Flashspeicher. Der genutzte Prozessor könnte unter Umständen identisch zum SoC des Archos GamePad sein, zumindest ähnelt sich das Konzept der beiden Produkte durchaus. Eine schlechte Wahl wäre es nicht, da zwei A9-Kerne mit 1,5 GHz und ein Mali400MP4 ausreichend Leistung für Spiele und Videowiedergabe bereitstellen. Der interne Speicher lässt sich zudem per Micro-SD-Karte erweitern. Als Betriebssystem kommt Googles Android 4.1 Jelly Bean zum Einsatz, garniert um einige Archos-Tools wie einen Musik- und Videoplayer sowie eine Mapping-Software für die Steuerungsoptionen. Anwendungen können aus dem ohne Einschränkungen nutzbaren Google Play-Store heruntergeladen werden. Um Kontakt mit dem Internet aufzunehmen, bietet das Gerät sowohl WLAN als auch einen Netzwerkport.
Die Besonderheit des TV Connect ist aber nicht die eigentliche Medienplayer-Box sondern der Controller. Das etwas pummelig wirkende Gerät kann wie der Controller der Nintendo Wii auf den Fernseher gerichtet werden um so den Mauszeiger zu steuern. Klicks und Multitouchgesten können mittels spezieller Buttons auf der Fernbedienung sowie unter Zuhilfenahme der Sticks durchgeführt werden. Zum Schreiben von Texten ist eine vollwertige Tastatur vorhanden – allerdings im Format QWERTY und nicht im in Deutschland üblichen QWERTZ-Layout. Umlaute sind zudem nur per Alt-Umschalttaste verfügbar. Mails, Briefe oder gar Doktorarbeiten wird also wohl niemand damit schreiben wollen, für eine Suchanfrage auf dem verbundenen NAS sollte es aber ausreichen.
Der obere Bereich der Fernbedienung wird von den Gamepad-Elementen und einigen Android-Sondertasten dominiert. So lässt sich die Fernbedienung auch zur Steuerung von Android-Games nutzen – die ansonsten nötigen Touch-Eingaben wandelt die von Archos entwickelte Wrapping-App in Gamepad-Eingaben um. Spiele, die noch nicht per Profil von der App unterstützt werden, lassen sich in der App auch manuell zuweisen. Beim vor kurzem veröffentlichten Archos GamePad erwies sich diese App aber noch als eher fragil und sorgte für einige Steuerungprobleme.
Natürlich lässt sich das Archos TV Connect nicht nur für Spiele und Videotelefonate nutzen sondern auch zur Wiedergabe von Medien. Die ebenfalls von Archos entwickelten Video- und Audioplayer in der Vorinstallation können bereits mit Netzwerkspeichern umgehen und eignen sich daher sehr gut als Standard-Abspielgeräte. Videos bis 1080p sollen flüssig wiedergegeben werden können – da die Hardware der des GamePad entspricht und auch die Apps sich nicht unterscheiden, können wir das aufgrund der Erfahrungen mit dem GamePad bestätigen. Beim GamePad-Tablet erhitzt sich der SoC allerdings sehr stark, was des öfteren zu Abstürzen führt. Hoffentlich hat Archos die Technik beim TV Connect besser im Griff, ganz so eng wie in einem Tablet geht es dort ja nicht zu, was die Kühlung erleichtern dürfte.
Präsentiert wird das TV Connect von Archos auf der in der kommenden Woche stattfindenden Unterhaltungselektronikmesse CES in Las Vegas. Im Handel soll das Gerät aber bereits im Februar erhältlich sein. Der Preis wird voraussichtlich 149 Euro betragen.